Tuschezeichnung – Ein Einblick in diese besondere Zeichentechnik

Tuschezeichnung Technik

Das Zeichnen mit Tusche ist eine besondere aber auch unverzeihliche Kunst. Unterläuft Dir ein Fehler mit Tusche, ist es sehr schwierig, ihn zu korrigieren. Du kannst Dich nicht mehr auf das Radieren verlassen, sondern musst einen anderen Weg finden, um den Fehler zu beheben (selbst Zeichnungen mit Filzstiften lassen sich leichter entfernen). Tuschezeichnungen erfordern auch besondere Techniken, wenn es darum geht, Texturen zu erzeugen und Licht und Schatten darzustellen. In diesem Artikel werde ich Dir die Grundlagen der Tuschezeichnung und die dafür benötigten Materialien vorstellen.

Das Tuschezeichnen beschreibt den Prozess des Auftragens von Tusche mittels Feder oder Pinsel auf eine Oberfläche. Zu den benötigten Materialien zum Erstellen einer Tuschezeichnung gehören die Tusche, verschiedene Federn, Pinsel, Tuschestifte, Bleistift, Radiergummi und ein Papiertuch. Tuschezeichnungen ermöglichen dem Künstler, starke Kontrastbereiche zu schaffen. Die meisten Tuschezeichnungen werden mit schwarzer Tinte auf weißem Untergrund ausgeführt, was zu starken Kontrasten führt. Viele Künstler machen sich diesen Kontrast zunutze. Andere hingegen finden es genau aus diesem Grund schwierig, Wertabstufungen zu erzeugen. 

Zeichenwerkzeuge für Tuschezeichnungen

Wenn Du gerade erst mit dem Tuschezeichnen beginnst, fragst Du Dich bestimmt, welche Ausrüstung Du benötigst. Der Einstieg in diese Disziplin ist relativ kostengünstig und eignet sich daher hervorragend für Künstler, die gerade ihre kreative Reise beginnen oder ihre Zeichenfähigkeiten verbessern möchten. Hier ein kurzer Überblick, über das für Tuschezeichnungen gängige Zeichenwerkzeug:

  • Tuschestift, Feder und Pinsel
  • geeignete Tinte
  • etwas Zeichenpapier
  • Bleistift und Radiergummi, wenn Du lieber skizzieren möchtest, bevor Du die Tusche aufträgst

Feder, Pinsel oder Tuschestift?

Du benötigst ein passendes Zeichenwerkzeug zum Auftragen der Tusche. Jeder Künstler hat dabei andere Vorlieben und es bedarf wahrscheinlich einiger Versuche und Fehlversuche, um herauszufinden, was für Dich am besten funktioniert. Es gibt so viele verschiedene Arten von Zeichenstiften, dass es schwierig sein kann, sich für die richtige Art zu entscheiden. Dies sind die drei gängigsten Werkzeuge zur Malerei mit Tusche sowie die Vor- und Nachteile ihrer Anwendung:

Federhalter

Traditionelle Federhalter aus Stahl bestehen aus einem Halter und einer auswechselbaren Feder. Achte darauf, eine Zeichenfeder für maximale Vielseitigkeit zu kaufen und die Federn zu ersetzen, wenn sie abgenutzt sind. Federhalter mit Zeichenfedern ergeben eine fließende Linie, die je nach Druck und Geschwindigkeit variiert und sollten nach jedem Gebrauch von überschüssiger Tinte gereinigt werden. Feinere Federn, die in kleinere Halter passen, sind für feine Striche gedacht und eignen sich nicht immer zum allgemeinen Zeichnen. Ähnlich können kursive Kalligrafiefedern interessante Zeichen erzeugen, schränken aber möglicherweise Deine Fähigkeit zum Skizzieren ein.

Rohrfedern

Schilfrohrstifte stammen ursprünglich aus dem alten Ägypten und werden aus einem Rohr oder einem Stück Bambus hergestellt, das auf ähnliche Weise wie ein Federkiel geschnitten wird. Sie werden mit einer Vielzahl von verschiedenen Spitzen verkauft und ergeben einen schwungvollen Strich, der kontrollierter ist als der Federkiel und vielfältiger als eine Zeichenfeder. Schilfrohrstifte müssen regelmäßig getaucht werden, um einen gleichmäßigen Tintenfluss aufrechtzuerhalten. Die Striche, die sie erzeugen, können vielfältig und spielerisch sein und haben eine unverwechselbare, kantige Qualität.

Pinsel

Anfänger fragen sich vielleicht, wie man mit einem Pinsel und Tusche zeichnet. Zu Beginn musst Du einen geeigneten Pinsel auswählen. Da aber potenziell jeder Pinsel zum Auftragen von Tinte verwendet werden kann, empfehle ich Dir die folgenden Pinselarten: 

  • einen preiswerten, synthetischen Flachpinsel für breite, eckige Striche 
  • einen japanischen Pinsel, der angewinkelt werden kann, um wunderbar abwechslungsreiche Striche zu erzeugen
  • einen Mop Pinsel für verwaschene, verdünnte Tinte 

Experimentiere mit verschiedenen Pinseln, um herauszufinden, welche Dir besser liegen.

Tuschestift

Tuschestifte sind speziell für das Zeichnen mit Tusche konzipiert. Sie erlauben im Gegensatz zu Federn die Bewegung in verschiedene Richtungen, ohne dass man Spritzer befürchten muss. Sie besitzen in der Regel ein in den Stift eingebautes Reservoir, das mit Tinte nachgefüllt werden kann, während andere Tuschestifte Einwegstifte sind. Nachfüllbare Stifte sind teurer, während Einwegstifte logischerweise preiswerter sind. Einige Tuschestifte sind mit einer Pinselspitze ausgestattet. Mit diesen Stiften lassen sich eine Vielzahl von Markierungen vornehmen, die mit Stiften mit einer definierten Feder oder Spitze nicht möglich sind.

Die Wahl der richtigen Tinte

Die Auswahl der Tinte ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu großartigen Zeichnungen. Die meisten Tinten fallen in die folgenden drei Kategorien:

1. Moderne Tinte

Acryltinten oder kalligrafische Tinten sind in einer breiten Farbpalette erhältlich und lassen sich in der Regel leicht aus Pinseln und Federn entfernen. Wenn Du farbige Tinten verwendest und beabsichtigst, das Originalwerk auszustellen, solltest Du sicherstellen, dass Du zuerst die Lichtechtheit der Tinten überprüfst, damit sie nicht zu schnell verblassen.

2. Kohlenstofftinte

Schwarze Kohletinten werden entweder als Blöcke zum Zerreiben, als Pasten zum Verdünnen oder als Flüssigkeiten in Flaschen zum puren Gebrauch verkauft. Sie umfassen eine Vielzahl von chinesischen und japanischen Tinten, einschließlich Tusche – ursprünglich eine chinesische Tinte, die mit Materialien aus Indien hergestellt wurde. Es ist erwähnenswert, dass Tusche Schellack enthält, der Pinsel und Federn verstopfen kann, wenn sie nicht richtig gereinigt werden. 

3. Traditionelle Tusche

Historisch gesehen wurden Zeichentinten aus einer Vielzahl von natürlichen Pigmenten hergestellt. Von der rötlich-braunen Walnusstinte aus gekochten Schalen reifer Walnüsse bis hin zur Sepiatinte, gewonnen aus Tintenfischen. Tinten wie Oxgall aus Eichengallen und Bistre aus Ruß und Wein können mithilfe von Rezepten zu Hause hergestellt werden. Bedenke, dass viele im Handel erhältliche Versionen traditioneller Tinten einfach äquivalente Farben sind und keine authentischen Formen der traditionellen Tinte.

Tuschezeichnen: Tipps für den Einstieg in die Zeichentechnik

Nach der Theorie kommen wir zum spannenderen Teil: der Praxis. Jetzt, wo Du die richtigen Materialien bereit hast, geht es ans Zeichnen. Doch aller Anfang ist schwer – damit dieser aber gelingt, habe ich Dir ein paar Tipps für Tuschezeichnungen bereitgestellt:

Tuschzeichnungen Tipps
Tuschezeichnungen sind in der Regel anspruchsvoller als das Zeichnen mit Buntstiften. Aus diesem Grund erhältst du hier meine besten Tipps und Tricks.

Den richtigen Grip finden

Es gibt ein paar Techniken, die Dir helfen, die Kontrolle über Dein Zeichenwerkzeug zu behalten. Ich empfehle Dir den Tuschestift nahe an der Spitze zu fassen und den Winkel zwischen Stift und Zeichenpapier bei etwa 45 Grad zu halten. Die Strichführung beginnt in der Regel nahe am Körper und bewegt sich nach außen. Benutze dabei Deinen Arm und Deine Schulter und nicht nur Dein Handgelenk. Es gibt auch einige Übungen, die Du ausprobieren kannst, um Deine Geschicklichkeit im Umgang mit dem Tuschestift zu verbessern. Übe dazu geschwungene Linien, fette Linien, Kurven und gerade Linien. Du solltest in der Lage sein, jedes dieser Elemente vertikal, horizontal und auf einer Diagonale auszuführen.

Beginne mit Bleistiftskizzen

Wenn Du einen Fehler mit der Tinte machst, ist es sehr schwierig, ihn zu vertuschen. Aus diesem Grund beginnen viele Künstler damit, ihren Entwurf mit Bleistift zu skizzieren. Die Zeichnung mit Bleistift kann dann nach dem Trocknen der Tinte ausradiert werden. Hier gibt es ein paar verschiedene Bleistiftoptionen. Du kannst zum Beispiel einen klassischen HB- oder B-Stift wählen.

Erforsche verschiedene Texturen

Ton und Textur einer Zeichnung mit Tusche werden durch die Striche, die Du verwendest, erzeugt. Verschiedene Arten von Pinselstrichen haben jeweils ihre eigene, besondere Haptik. Das Variieren von Gewicht, Richtung und Dichte der Pinselstriche kann eine große Wirkung haben. Das Experimentieren mit unterschiedlichen Texturen (z.B. Steine und Holz) ist eine großartige Möglichkeit, Deine Tuschezeichnungen zu bereichern und deren Storytelling zu verstärken. Grundsätzlich haben Texturen mit viel Kontrast einen besonderen visuellen Reiz. Um die unterschiedlichen Texturen zu erzeugen, solltest Du auch verschiedene Zeichenwerkzeuge nutzen.

Weitere Zeichentechniken, welche auf dieser Webseite vorgestellt werden.

Abstrakt werden mit natürlichen Formen

Pflanzen und Blumen können großartige Details in Tuschezeichnungen darstellen. Sie bieten Raum, um ein wenig abstrakter in Deiner Darstellung zu werden. Schau zum Beispiel in Deinen Garten. Welche Formen nehmen die Blumen und Blätter an? Dreiecke, Rauten oder wellenförmige Ovale? So wie Du als kleines Kind zum ersten Mal gelernt hast, Formen zu zeichnen, kannst Du Dich auch jetzt wieder von der Natur inspirieren lassen, Formen zu bilden. 

Silhouetten

Schlichtheit kann unglaublich wirkungsvoll sein. Schwarze Tinte, die zu erkennbaren Figuren und Objekten geformt ist, kann genauso gut eine Geschichte erzählen wie die dicht detaillierten Motive (allerdings werden dir hier auf dieser Webseite auch noch die besten Mal und Zeichenmotive für Anfänger vorgestellt). Versuche, eine Geschichte mit nichts als Silhouetten zu erzählen. Das ist ein wunderbarer Weg, um zu testen, ob Dein Storytelling in Comics funktioniert. Wenn die Körpersprache Deiner Figuren in der Silhouette Bestand hat, bist Du auf dem richtigen Weg.

Sei vorsichtig mit Farbe

Einige Zeichnungen mit Tusche werden in Schwarz und Weiß gehalten. Andere möchtest Du vielleicht mit Farbe versehen. Wenn das Deine Absicht ist, gibt es ein paar Regeln zu beachten. Zunächst solltest Du es mit der Tusche nicht übertreiben, damit sie die Farbe nicht überwältigt, wenn sie hinzugefügt wird. Zweitens solltest Du sicherstellen, dass Du Deine Tinte nicht verschmierst, wenn Du Farbe hinzufügst. Die Konturen der Tinte sollten schließlich wie ein Rahmen für die Farbe wirken. 

Füge etwas Wasser hinzu

Bei der Arbeit mit Tinte können die Töne zu einem Rätsel werden. Versuche, etwas Wasser auf Deine frischen Tuschelinien zu reiben, um weichere Töne zu erzeugen. Weichere Töne entlang von Tuschelinien erzeugen einen wunderbaren Kontrast und machen Deine Zeichnungen ein wenig lebensechter. 

Zeichne Tonverläufe mit Tusche

Mittels Schraffuren kannst Du Verläufe zwischen Licht und Schatten mit Tusche darstellen. Möchtest Du zum Beispiel einen Bereich dunkler gestalten, kannst Du die Schraffur dichter halten. Bediene Dich den verschiedenen Schraffur Typen, wie beispielsweise Kreuzschraffuren, die Dir beim Erstellen von gleichmäßigen Verläufen von Schatten helfen. Umso mehr Linienrichtungen Du zeichnest, desto gleichmäßiger wird Deine Kreuzschraffur. Mit nur einer Linie ist der Schattenverlauf hingegen weniger gut zu erkennen.

Versuche Dich an Fell & Haaren

Fell kann eine tolle Möglichkeit sein, um Energie und Ausdruck in Deine Tuschezeichnungen zu bringen. Wie bei den Haaren solltest Du die Fellsträhnen zusammenklumpen, anstatt jedes einzelne Haar zu zeichnen. Suche Dir ein paar Fotos von verschiedenen Tieren. Wie springt ihr Haar aus der Haut heraus? In welche Richtung fließt es? Ist das Fell vorher nass gewesen? Hängt das Fell jetzt herunter? In Fell & Haare lassen sich so viele Details und Verspieltheit miteinbringen, wobei auch der Pinsel sehr gut funktioniert. Wenn du auf der Suche nach weiteren praktischen und hilfreichen Tipps für das Zeichnen und Malen bist, können wir dir nur empfehlen mal bei unserem allgemeinen Ratgeber vorbeizuschauen.

Kombiniere Tusche mit Aquarellfarbe

Aquarellfarben Tuschzeichnungen
Aquarellfarben und Tusche lassen sich hervorragend kombinieren!

Aquarellfarben und Tinte arbeiten wunderbar zusammen. Diese Kombination kann zu einer Vielzahl von erstaunlichen Effekten und Stilen führen. Linien, die mit dunkler Tinte gemalt wurden, können mit hellen Aquarellfarben koloriert werden, um sehr eindrucksvolle, modern aussehende Werke zu schaffen. Es gibt dabei so viel Raum für Entdeckungen, Kreativität und für Künstler, die ihre eigene Persönlichkeit in den Prozess einbringen wollen. Du kannst dich auf dieser Webseite übrigens auch über die besten Aquarell Buntstifte informieren,

Wähle zwischen Pinsel und Feinspitzenstift

Während Du beim Zeichnen mit Tusche vielleicht sofort an Stifte denkst, bevorzugen viele Künstler tatsächlich Pinsel. Diese sind großartig für weiche, geschwungene, ausdrucksstarke Linien und können verwendet werden, um eine Vielzahl von Linienbreiten zu erzeugen, je nachdem wie stark sie auf das Papier gedrückt werden. Für einen Pinsel-Effekt ohne  Eintauchen in Tinte gibt es auch die Option eines Pinsel-Stifts. Feinspitzenstifte hingegen erzeugen harte, feste Linien. Diese sind leicht zu kontrollieren und eignen sich gut für präzise Zeichnungen, bieten aber keine Variation in der Linie und können weniger ausdrucksstark sein. 

Verwende saubere Linien für Gesichter

Wenn Du Charaktere zeichnest, ist das Gesicht eines der Dinge, denen Du besondere Aufmerksamkeit schenken solltest. Nutze klare Linien für die Gesichter, damit die Emotionen deutlich werden. Das Variieren der Linienstärken bringt Energie in einen getuschten Ausdruck. Ebenso empfehle ich, Details wie Bärte, Narben, Tattoos und Falten hinzuzufügen, um die Hintergrundgeschichte eines Charakters zu untermalen.

Fazit: Tuschezeichnung – der Einstieg in die Zeichentechnik

Die Malerei mit Tusche ist eine Zeichentechnik, die viel Übung benötigt und nur wenige Fehler verzeiht. Bei dieser Technik trägst Du mithilfe einer Feder, eines Tuschestifts oder eines Pinsels Tinte auf Deine Zeichenfläche auf. Um loszulegen benötigst Du neben der passenden Tinte etwas Zeichenpapier, und je nach Vorliebe eine Feder, einen Pinsel oder Tuschestifte. Hinzu kommt ein Bleistift und ein Radiergummi, falls Du vor dem Auftragen der Tusche zunächst eine Skizze anfertigen möchtest. Ich hoffe, dass Dir dieser Artikel beim Einstieg in das Tuschezeichnen geholfen hat. Bei Bedarf kannst du dich hier übrigens auch über die besten Buntstifte für Künstler informieren.

1 Kommentar

  1. Guten Abend, wissen sie vielleicht, ob in der Biedermeierzeit die Tuschzeichnungen auf das rohe Holz oder auf das Schellackpolitierte Holz bei den Möbeln, gemalt wurde?

    Ich sollte abgewetzte Tuschmalereien eines Empiremöbel ergänzen,
    und welche Produkte brauche ich da von Ihnen?

    Vielen Dank für ihre Mühe.

    Mit bestem Dank aus Wien

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*